AschheiMuseum

Archäologie - Geschichte - Heimat

Fundgeschichten


Hinter jedem Fundstück stecken Geschichten - einfache, spannende, große, erschreckende, verzaubernde oder banale. Ein paar Geschichten über Objekte aus dem AschheiMuseum kann man hier finden. Es handelt sich um Texte einer Kolumne, die einmal im Monat im Ortsblatt der Gemeinde Aschheim als "Fundstück des Monats" erscheint.


Cave, canis, ne in testa iniret!
(Hüte dich, Hund, dass du nicht in die Ziegel steigst!)

Heute ist das lateinische Sprichwort „Cave canem“ (Hüte dich vor dem Hund) sehr bekannt. Die Römer könnten aber auch gelegentlich „Cave, canis!“ (Hüte dich, Hund!) gesagt haben. Denn es ist kein Einzelfall, dass Tiere, unter anderem auch Hunde, auf Baustellen in trocknende Ziegel getreten sind. Ein Fund aus Aschheim liefert ein Beispiel.
Gefunden wurde die römische Ziegel in der Villa Rustica am Aussiedlerhof in Aschheim. Genauer gesagt in einem Raum, der sich der ersten Phase zuordnen lässt, wodurch gefolgert werden kann, dass die Ziegel aus dem 1. Jahrhundert nach Christus stammt.
Die rote Ziegel weist deutlich eine Hundepfote, vermutlich eine Rechte, auf. Hierbei sind die Pfotenballen bis zu einem halben Zentimeter in den Lehm gedrückt, was tiefer ist als der Abdruck des Sohlenballens, das darauf hinweist, dass der Hund in einer andauernden Bewegung war.
Aus den Maßen von 4,5 cm in die Länge und 4 cm in die Breite wird gefolgert, dass es sich um einen mittelgroßen Hund von 40 bis 50 cm Schulterhöhe handelte. Durch die vermutete Größe und durch die Lage in der ruralen Region der Provinz Raetien, in der der Gegenstand gefunden worden war, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Ziegler in einer ländlichen Landschaft tätig war. Da das Objekt an 5 Seiten gebrochen ist, lässt sich nicht zeigen, ob das Tier mit anderen Pfoten ebenso in diesen noch weichen Ziegel gestiegen ist.
Man kann auch noch das Verfahren der Herstellung erkennen, indem die feinen Streifen, die in dem gebrannten Lehm mit einem Holzbrett zum Glattziehen vorhanden sind, betrachtet werden.
Im römischen Reich waren Hunde für die Jagd und den Schutz des Grundstücks wichtig. Dass sie trotzdem nicht nur nützlich, sondern auch nervig sein konnten, stützt dieses Beispiel.

(© Text und Bild Valentin Arand)


Almandinscheibenfibel

Bei diesem Stück handelt es sich um ein besonders schönes und gut erhaltenes Exemplar einer Granat- oder Almandinscheibenfibel des frühen Mittelalters. Sie stammt aus dem Grab einer Frau, die zwischen 35 und 50 Jahren alt war, als sie an uns heute unbekannter Ursache etwa in der Mitte des 6. Jahrhunderts verstarb. Sie wurde nicht auf dem großen Gräberfeld am Bajuwarenring beerdigt, sondern fand auf einem kleineren Gräberfeld, in der Nähe des heutigen Aschheimer Wasserturms, ihre letzte Ruhe.

Die Fibel besitzt ein mittiges Innenfeld aus vergoldetem Kupferblech, das Perldrahtauflagen imitiert. Um dieses Mittelfeld reihen sich besonders fein und regelmäßig geschliffene Almandine in größerer Anzahl, als bei den meisten anderen Aschheimer Almandinscheibenfibeln üblich. Lediglich ein Stein musste bei der Restaurierung ersetzt werden, da er den Kiesboden nicht überlebt hat. Platte und Fassungen sind aus vergoldetem Silber gefertigt und die Steine, wie üblich, sorgfältig über eine gewaffelte Goldfolie gesetzt. Letztere sorgt durch Reflexion für ein lebendiges Lichtspiel in den roten Steinen. Dieses Schmuckstück diente der Dame zum Verschluss eines warmen Überkleides oder Mantels, mit dem Sie beerdigt worden war. Solche Dinge mit ins Grab zu geben war in dieser Zeit üblich oder besser gesagt, gesellschaftlich notwendig. Mit der Zeit jedoch scheinen sie einen großen Reiz auf die Lebenden ausgeübt zu haben, so lässt sich feststellen, dass im Verlauf des 7. Jahrhunderts der Grabraub deutlich zunahm. Zum Glück für uns heute, blieben in Aschheim dennoch viele Gräber verschont.


Ein Hiebschwert

Während die zweischneidigen Schwerter – im frühen Mittelalter Spatha genannt – reine Kampfwaffen waren, konnte man die einschneidigen Hiebschwerter – Sax genannt – auch als Allzweckgerät im Sinne eines großen Messers verwenden. Gemeinsam mit Lanzen und Schilden gehörten beide Schwerttypen aber zum üblichen Waffenkanon des späteren 6. und des 7. Jahrhunderts. So sind diese auch in ausgesuchten Männergräbern des Bestattungsplatzes Aschheim- Bajuwarenring gefunden worden. Dieses Schwert ist hierbei etwas Besonderes: es besitzt eine Verzierung aus Tierstil- und Flechtwerkmustern auf beiden Seiten der Klinge. Die Tiere sind dabei in ihren Bewegungen ein Teil des Flechtwerks, das zur Schwertspitze hin in Form einer Schlange ausläuft. Die übrigen Tiere sind zoologisch schwer zu bestimmen. Zwei scheinen Rüssel zu besitzen, aber keine Ohren, in einem anderen meint man einen Hirsch zu erkennen, aber so sicher ist das nicht. Möglicherweise handelt es sich um Fantasiewesen, die einen uns unbekannten mythologischen Hintergrund besitzen und als Zeichen von Macht und Stärke auf dem Schwert angebracht waren. Es war Teil einer kompletten Waffenausrüstung, die einem Mann mit ins Grab gegeben wurde, der im frühen 7. Jahrhundert, im Alter zwischen 20 und 40 Jahren an einer für uns heute unbekannten Todesursache verstarb.


Armschutzplatte

Es ist immer ein beliebtes Ratespiel vor der Vitrine: was ist dieses rechteckige Ding mit den vier Löchern? Soviel sei gesagt – es ist sehr nützlich, in seiner Ausführung aus geschliffenem Stein aber eher ein Prestigeobjekt.
Es handelt sich um eine Armschutzplatte vom Ende der Jungsteinzeit, etwa 2600-2200 v. Chr. Solche Armschutzplatten dienten Bogenschützen dazu ihren Unterarm vor der zurück schnellenden Sehne zu schützen. Wer schon mal mit Pfeil und Bogen geschossen hat, kennt das vielleicht – ein kleiner Schlenker mit dem Bogenarm und schon hat man die nächsten Tage einen dicken blauen Fleck. Für einen solchen Schutz reicht allerdings auch ein Stück Leder oder Filz, aus Stein ist er ein besonderes Stück. Die hier gezeigte, etwa 11 cm lange Armschutzplatte stammt aus einem Männergrab der genannten Zeit, das von einem Kreisgraben umgeben war. Man fand es 2008 im Vorfeld des Baus der östlichen Umgehungsstraße. Die Platte wurde aus einem härteren Gestein geschliffen, an den Schmalseiten sorgfältig durchbohrt und besitzt innen eine samtig weiche Oberfläche. Durch die Löcher zog man Lederbänder, mit deren Hilfe die Platte auf der Innenseite des Unterarms fixiert wurde. So bezeugt sie, dass der verstorbene Mann der so genannten Glockenbecherleute mit Pfeil und Bogen schoss. Früher ging man immer davon aus, dass diese Glockenbecherleute die ersten berittenen Bogenschützen waren, die aus dem kleinasiatischen Raum in der Zeit um 2600 v. Chr. in großen Zahlen nach Europa kamen. Dann meinte man in diesem Phänomen eher eine religiös-kultische Ausprägung zu sehen und keine Zuwanderer. Moderne, genetische Untersuchungen scheinen allerdings die Zuwanderertheorie wieder zu bestätigen.


Ein Weinsiebchen

Bei diesem etwa 13 cm langen Objekt handelt es sich um ein Löffelchen aus Silber. Sein Stiel ist lang und flach ausgearbeitet und durch Punkt- und Halbkreispunzen komplett verziert. Die Löffelvertiefung ist von einem flachen Rand umgeben, der in zwei Tierköpfen mit zum Löffel geöffnetem Mund mündet. Leider ist nur einer der beiden Tierköpfe erhalten, der andere fehlt. Nach oben erweitert sich der Stiel zu einer breiten, geösten Griffplatte, die wiederum das Muster mit den beiden seitlichen Tierköpfen aufnimmt. Der Löffel besitzt drei Löcher – es handelt sich um einen Sieblöffel.
Gefunden wurde das edle Stück im Grab einer um die Mitte des 6. Jahrhunderts verstorbenen Frau, die damals auf dem großen Aschheimer Begräbnisplatz am heutigen Bajuwarenring beerdigt wurde. Aufgrund ihrer Ausstattung musste die zwischen ihrem 27. und 32. Lebensjahr verstorbene Dame zur besseren Gesellschaft des damaligen Aschheim gehört haben. Dafür spricht auch der Sieblöffel - nicht nur wegen seines Materials, sondern auch durch seinen Zweck. Da die Bajuwaren gerne mit verschiedenen Gewürzen versehenen Wein tranken diente solch ein Sieblöffel dem Entfernen von Gewürzresten aus dem Becher oder Glas. Er zeigt also gehobene Trinkkultur, wie man sie auch am Rhein oder im Mittelmeerraum kannte. Na dann – zum Wohl!


Spielzeug oder Zauberpuppe

Auf den ersten Blick sieht es aus wie ein etwas seltsam geformter Lehmklumpen. Auf den zweiten Blick aber erkennt man, dass hier jemand eine kleine menschliche Figur geformt hat. Der Kopf besitzt Ohren und Nase, die „ausgekniffen“ wurden und leider heute abgebrochen sind. Neben und unter der Nase sind Augen und Mund eingestochen. Die Arme sind nur Stummeln, die Hälfte des Körpers leider nicht mehr da, der Oberkörper trägt Brüste. Diese ca. 8 cm große Figur fand sich zusammen mit einigen Keramikfragmenten und Holzkohle in einer Grube und datiert in die Zeit um ca. 1200-800 v. Chr. Eine Zeit, in der man derartige Figuren nur in wenigen Ausnahmen kennt.
Wohl bekannt sind derartige Figuren aus der römischen Kaiserzeit. In Figuren dieser Zeit findet man Einstiche durch Nadeln, sie tragen Abdrücke von Blättern oder weisen Hohlräume auf. Zeitgenössische Schriftquellen erzählen von magischen Praktiken an derartigen Zauberpüppchen. Ähnlich wie an Voodoo-Puppen. Doch unsere Figur ist 1000 Jahre älter und besitzt keine Einstichspuren oder ähnlich zu bewertende Zeichen. War sie dennoch ein magisches Objekt? Vielleicht in einem anderen Sinne – vielleicht handelte es sich um Kinderspielzeug, das absichtlich oder unabsichtlich in eine Brandgrube geriet und auf diese Weise bis heute erhalten blieb.


Eine Doppelknopffibel

Es ist immer wieder ein bewegender Moment, wenn man auf einer archäologischen Ausgrabung in einem Befund die Erde beiseiteschiebt und sieht – jetzt ist man auf etwas Besonderes gestoßen. Dieses Besondere war in unserem Fall eine bronzene Doppelknopffibel aus der frühen römischen Kaiserzeit, genauer aus der Phase zwischen dem Ende des 1. und dem beginnenden 2. Jahrhundert n. Chr. Ihren Namen bekam dieser Gewandspangentyp aufgrund der beiden Knubbel auf dem Bügel. Solche Fibeln stammen aus dem östlichen Raum des römischen Reiches, genauer aus dem heutigen Österreich und Ungarn, wo sie damals zur Tracht der einheimischen Frauen gehörten. Sie wurden paarweise an den Schultern getragen und verschlossen ein traditionelles Überkleid. Diese Trageweise lässt sich gut auf Grabsteinen nachvollziehen, die sich reichere Personen gerne anfertigen ließen und die – ganz im römischen Stil – gemeißelte Brustportraits der Verstorbenen, mitsamt ihrer Fibeltracht, zeigen. Gefunden wurde diese Fibel in der Verfüllung eines Brunnens, den man im Jahr 1994 an der Marsstraße ausgrub und der zu einem dort liegenden römischen Gehöft gehörte. Aufgrund der Fundzusammensetzung und der Struktur des Gehöfts, dürfte es sich hier um eine Ansiedlung einheimischer Bevölkerung handeln, die unter der römischen Herrschaft noch eine ganze Weile ihre eigenen Traditionen bewahrte.


Bügelfibeln mit Vogelköpfen

Bei dem hier gezeigten Paar handelt es sich um Fibeln – also Kleidungsschließen – genauer, um eine Variante der Bügelfibeln. Diese gehörten im 6. Jahrhundert ebenso wie Kleinfibeln zum Kleidungszubehör einer bajuwarischen Frau gehobenen Standes. Bügelfibeln verschlossen wohl noch im 5. und frühen 6. Jahrhundert etwa auf Bauchhöhe ein vorne offenes Kleid; gleichzeitig befestigten sie Lederbänder, an denen die bajuwarische Frau allerlei Amulette und Gebrauchsgegenstände (Gehänge) mit sich trug. Im Laufe des 6. Jahrhunderts findet man diese Fibeln dann eher auf Hüft- oder Oberschenkelhöhe, wo das Fixieren des Gehänges, neben ihrem schmückenden Ausdruck, ihre Hauptaufgabe wurde.
Dieses Fibelpaar stammt aus einem Frauengrab der Mitte des 6. Jahrhunderts vom Aschheimer Bajuwarenring. Wer aufmerksam hinsieht, erkennt um das halbrunde Ende der Fibeln und an ihren Seiten wieder Vogelköpfe. Auch an den schmalen, oberen Enden der Fibeln, mag man in dem halbrunden, roten Steinen je einen Tierkopf von oben sehen, dem nach unten zwei Augen folgen, während die beiden Fortsätze ohne Steineinlagen zu den Seiten die Ohren wären. Dieses Fibelpaar besitzt ihre Hauptverbreitung in Nordfrankreich und zeigt mal wieder sehr schön die weiträumige Vernetzung der Menschen im frühen Mittelalter.


Prosit in der Eisenzeit – ein verzierter Trinkbecher

Dieser 10 cm hohe Becher wurde vor etwa 2700 Jahren einem Verstorbenen als Teil eines Beigabenensembles ins Grab mitgegeben. Zu dieser Zeit – zu Beginn der so genannten Hallstattzeit (800-450 v. Chr.), der älteren Epoche der Eisenzeit – verbrannte man die Toten, las den Leichenbrand aus und begrub ihn an einer ausgesuchten Stelle gemeinsam mit Trank und Speisebeigaben. Speisen und Getränke befanden sich in kunstvoll verzierten Keramikgefäßen. Dazu benötigte der Tote im Jenseits natürlich auch Becher und Teller um daraus zu Trinken und zu Essen und am besten noch mehrere davon, um andere mit teilhaben zu lassen - so deuten wir heute diese Beigaben. Um einen solchen Trinkbecher handelt es sich bei dem kleinen, schwarzen Gefäß. Es wurde außen und im Innenrand durch horizontale und vertikale Rillen verziert und nach seinem Brand mit schwarz glänzendem Graphit überzogen, wovon nur noch Spuren erhalten sind. Durch den Glanz wirkte es fast wie ein Metallgefäß. Verzierung und Proportionen lassen noch deutlich die Tradition der vorhergehenden späten Bronzezeit erkennen und belegen so einen kontinuierlichen Übergang der beiden Epochen. Deren Trennung ist forschungsgeschichtlich bedingt, in der Realität darf man sich wohl eher einen fließenden Übergang von der Bronze- in die Eisenzeit vorstellen. Gefunden wurde das Grab nördlich der Eichendorffstraße, unter dem heutigen Truckcenter von Renault und Volvo.


Ein spätrömischer Henkeltopf

Während das Museum für Besucher geschlossen bleibt, finden in der Ausstellung ein paar Veränderungen statt: Neufunde der letzten Jahre werden, wo es passt, ergänzt.

Ein solcher Neufund ist der hier vorgestellte Henkeltopf. Er stammt aus einem spätrömischen Körpergrab des 4. Jahrhunderts von der Radebergerstraße und wurde 2018 gefunden. Das Grab gehörte zu einer kleinen Gruppe von Körpergräbern, bei denen es sich wohl um die Bewohner der ländlichen Ansiedlung handelte, die bereits 2006 etwas östlich der Grabgruppe ausgegraben wurde.
Dieser Henkeltopf diente einer im Alter von ca. 40-50 Jahren verstorben Frau als Grabbeigabe. Er fand sich etwa in Höhe der Oberschenkel und dürfte ursprünglich auf einen hölzernen Sarg abgestellt gewesen sein. Was er beinhaltete ist unklar, doch neben ihm fanden sich Tierknochen einer Fleischspeise, die vermutlich auf einem Holzteller angerichtet war. Ein Getränk im Krug wäre demnach eine annehmbare Ergänzung. Der Krug selbst ist in Form und Machart in Bayern bislang selten. Vergleiche lassen sich eher im ungarischen Raum, etwa um Budapest, finden. Als Grabbeigabe dürfte er eine gewisse Symbolkraft besessen haben, weshalb denkbar ist, dass die Dame ein Stück aus ihrer ursprünglichen Heimat mit ins Grab bekam. Weitere Hinweise auf eine Herkunft aus dem ungarischen Pannonien fanden sich allerdings nicht.


Keltische Gürtelkette

Bei Ausgrabungen im Vorfeld der Erschließung des Jägerwegs in Dornach im Jahr 2003 fanden sich hier, auf dem sogenannten Baderfeld, ein Ausschnitt einer größeren Siedlung sowie acht Gräber aus der jüngeren Eisenzeit. In dieser Epoche traten die Bewohner nördlich der Alpen erstmals in das Licht schriftlicher Überlieferung, wodurch ihr Name bekannt wurde: die Kelten.
Innerhalb der ausgedehnten Siedlung auf dem Gebiet des heutigen Dornach wurden mehrere Grabgruppen angelegt. Viele der Gräber, so auch diejenigen am Baderfeld, gehörten in die Zeit zwischen 350-250 v. Chr. Ein Grab barg die Überreste einer junge Frau, die zwischen ihren 20. und 24. Lebensjahr verstarb. Sie dürfte mit einem schönen Kleid, mit Überkleid und vielleicht einem Cape oder Mantel gekleidet gewesen sein, deren Verschluss durch feine, eiserne Fibeln – Gewandspangen – gelang. Sie trug wertvolle Armringe aus Glas und Eisen und um die Hüften eine sehr filigran gearbeitete, eiserne Gürtelkette.
Die Kette bestand aus ein paar Dutzend feinen, ca. 6 mm großen Ringen, die ineinandergefügt waren. Zwischendrin unterbrachen größere, rundlichere Ringe die Anordnung. An einem Ende, rechts unten zu sehen, befindet sich ein längliches, etwas kräftigeres Objekt eingearbeitet, das in einem bogenförmigen Haken ausläuft und an der jeweils für die Dame passenden Stelle in die Kette eingehakt werden konnte, um den Gürtel zu verschließen. Silbrig glänzend, mit einem feinen Klingen der aneinander gefügten Ringchen, muss das ein tolles Kleidungsaccessoire einer keltischen Dame gewesen sein.


Klein aber Fein – eine besondere Bügelfibel

Dieses knapp 7 cm große Exemplar einer Bügelfibel stammt aus dem Grab einer jungen, erwachsenen Frau, die in der ersten Hälfte des 6. Jahrhunderts verstarb und auf dem damaligen Bestattungsplatz am heutigen Aschheimer Bajuwarenring beerdigt worden war. Auf der Rückseite dieser Fibel (Gewandspange) befindet sich eine Konstruktion, die wie eine Sicherheitsnadel funktioniert. Das Zusammenhalten von Kleidung war jedoch nicht der einzige Zweck dieses feinen Schmuckstücks, vielmehr wies es ihre Besitzerin als Mitglied einer sozial hochstehenden Familie aus und war somit vornehmlich ein Statussymbol. Denn lediglich etwa 10 Prozent der Frauen des Gräberfeldes trugen solche Bügelfibeln. Am rechten Oberschenkel gelegen dürfte diese Fibel an einer Schärpe befestigt gewesen sein oder auch ein geschlitztes Oberkleid im Beinbereich verschlossen haben. Zusätzlich besaß die Dame noch zwei kleine S-förmige Fibeln, die im Brustbereich ein Unterkleid zusammenhielten. Die nächsten Vergleiche dieser kleinen, fein gearbeiteten Bügelfibel aus vergoldetem Silber finden sich interessanterweise am Rhein und in Frankreich. Wie eng die Kontakte der Frau in das dort befindliche Fränkische Reich waren ist allerdings nur schwer festzulegen, finden sich doch in mehreren Gräbern Objekte dieser westlichen Herkunft.


Römisches Fensterglas

Diese drei Glasscherben stammen aus den Ruinen des Baderaumes im Haupthaus der römischen Villa rustica westlich des Aussiedlerhofes. Es handelt sich bei Ihnen um Reste römischen Fensterglases. Bereits ab dem 1. Jahrhundert n. Chr. stellte man dies in großen Mengen her, wobei es grundsätzlich zwei unterschiedliche Fertigungsformen gibt: einmal das so genannte Streckglas und zum anderen geblasenes Glas oder Zylinderglas. Beim Streckglas goss man geschmolzene Glasmasse auf eine glatte Unterlage, glättete sie mit einer Walze und zog anschließend das Glas in die gewünschte Größe und Form. Die Herstellung geblasenen Fensterglases ist etwas jünger und dürfte erst im 2. Jahrhundert entwickelt worden sein. Hierbei bläst man einen Glaszylinder, dessen Enden man entfernt und ihn dann längs aufschneidet. Nach erneutem Erhitzen lassen sich die Flügel des Zylinders herunterbiegen und glätten. Das gezeigte Fensterglas dürfte in dieser jüngeren Technik hergestellt worden sein, da es mit 1-3 mm sehr dünn ist und auf beiden Seiten eine glatte, glänzende Oberfläche besitzt. Die Gläser wurden mithilfe von Bleiblechen in die – vermutlich genuteten –Holzfenster fixiert. Gemeinsam mit den Resten von Wandmalereien im Baderaum zeigen sie deutlich den gehobenen Lebensstil, den sich die Bewohner hier im 2. und 3. Jahrhundert leisten konnten.


Feine Döschen

Diese beiden kleinen Döschen fanden sich als eine besondere Beigabe in einem Frauengrab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts aus dem Gräberfeld am Aschheimer Bajuwarenring. Sie sind 4 bzw. 2 cm hoch und wurden jeweils aus einem größeren, kompakten Langknochen eines Tieres gedrechselt. Der Handwerker arbeitete innen feine Absätze heraus, um Deckel und Boden der Döschen einsetzen zu können. Gut erkennbar ist das an der kleineren Dose, an der nur noch ein Verschluss erhalten ist. Die höhere Dose ist leider deutlich stärker von der Bodenlagerung angegriffen und dadurch in einem schlechteren Zustand. Da beide Döschen neben einander lagen, ist die unterschiedliche Erhaltung schwer zu verstehen. Vielleicht besaßen die Dosen verschiedene Oberflächenbehandlungen, deren Spuren heute leider vergangen sind. Ebenso unsicher ist ihr ursprünglicher Zweck. Da kein erkennbarer Inhalt mehr vorhanden war, dürfte es sich um vergängliche Materialien gehandelt haben, die hier aufbewahrt wurden. Denkbar sind zum Beispiel Salben, Cremes, Schminkutensilien oder andere feine Pulver für medizinische Zwecke oder auch Gewürze. Solche Beigaben sind selten in Frauengräbern und könnten für eine besondere Position oder eine besondere Aufgabe dieser Person zu Lebzeiten sprechen.


Glockenbecher mit Henkel

Über die ersten Menschen, die sich vor etwa 4500 Jahren in Aschheim und auch in Dornach niederließen, besitzen wir noch keinerlei schriftliche Überlieferung. Daher ist uns unbekannt, ob diese sich selber als Gruppen sahen und bezeichneten und wenn ja, wie sie sich denn nannten. Charakteristisch für diese Leute sind allerdings unterschiedliche Formen der Bestattungssitten, zu denen auch die Beigabe charakteristischer Becherformen gehörte. Deshalb benannte man diese Menschen nach der Form und Verzierung ihrer Keramik und unterscheidet hierbei die so genannte Schnurkeramische Kultur und die Glockenbecherleute. Einen Glockenbecher von ganz besonders schöner Form, Verzierung und noch dazu mit einem Henkel fanden die Ausgräber im Vorfeld der Bauarbeiten des neuen Rewe-Marktes am südlichen Ortsausgang von Aschheim im Jahr 2018. Gemeinsam mit einem weiteren, kleinen Becher gehörte er zu den Beigaben vermutlich eines Kindergrabes, von dem sich keine Knochen mehr erhielten. Sein Gefäßkörper ist komplett durch kleine Stempeleindrücke verziert. Die Muster und deren Anordnung sind ganz charakteristisch für unseren südbayerischen Raum. Die Zutat eines Henkels ist zwar bekannt, in Bayern bislang aber eher selten, weshalb dieses Exemplar durchaus einen besonderen Fund darstellt.


Bunte Glasperlen

Frauen im frühen Mittelalter (6.-8. Jahrhundert) trugen gerne bunte Glasperlen sowohl als Brustschmuck, wie auch aufgenäht auf der Kleidung und wohl auch als Besatz eines Schleiers oder Haarnetzes. Auf jeden Fall sollte es bunt sein! Aber nicht wahllos: zu bestimmten Zeiten wählte man ausgesuchte Farb- und Formkombinationen der Perlen. So verrät uns der gezeigte Perlenschmuck aus einem Frauengrab des Gräberfelds vom Aschheimer Bajuwarenring durch seine Kombination aus blauen, weißen, orangen und roten, mittelgroßen Perlen in Zylinder- und Tonnenformen einer bestimmten Herstellungsart, dass wir uns in der Zeit zwischen 580 und 620 n. Chr. befinden.
Solche relativ einfachen Glasperlen wurden wahrscheinlich an vielen Orten hergestellt – diese hier vielleicht sogar in Aschheim. Die Glasmasse musste allerdings gekauft werden, denn sie herzustellen war eine hoch spezialisierte Arbeit. Das Grundglas aus Soda, Quarz und Pottasche konnte man mit Mineralien oder verschiedenen Oxiden färben. Vermutlich kam das Rohglas bereits in gefärbten Zustand in die Perlenwerkstätten, wo dieses dann aufgeschmolzen und in die aktuell gefragten Formen gedreht oder gezogen und auch mit Mustern verziert wurde. Sortiert aufgereiht und auf eine Sehne, ein dünnes Lederband oder eine Schnur gefädelt wurden sie getragen – immer wieder durch neue Formen ausgetauscht und ergänzt, vermutlich ein ganzes Leben lang.



Ein Schlüssel aus dem frühen Mittelalter

Betrachtet man seine Gestalt, so sieht das Objekt aus wie ein kleiner Anker mit einem längeren Mittelarm. Doch seine Funktion war eine andere… Das etwa 21 cm lange Eisenobjekt wurde 1998 im Grab einer Frau gefunden, die wohl in ihren 40ern war, als sie um die Mitte des 6. Jahrhunderts verstarb. Aufgrund ihrer reichen Beigabenausstattung musste sie zu einer wohlhabenden Familie gehört haben, die ihre Toten interessanterweise nicht auf dem großen Friedhof dieser Zeit am heutigen Bajuwarenring beerdigten, sondern auf einem anderen, kleineren Friedhof nahe dem heutigen Wasserturm. Gemeinsam mit verschiedenen Amuletten und einem Messer trug die Dame diesen Schlüssel, vermutlich an einem Lederband am Gürtel. Er diente zum Öffnen eines Federschlosses, wie es zum Verschließen eines Kästchens oder einer Truhe genutzt wurde. Durch eine langschmale Öffnung schob man das gegabelte Ende in das Kästchen, drehte den Schlüssel um 90° und zog ihn leicht zu sich heran – wenn er passte, dann glichen die Abstände der Zinken denjenigen der kleinen Löcher im Schloss, durch die die Zinken Innen eine Feder zusammendrückten – so war dann der Deckel zu öffnen. Zum Schließen musste lediglich die Feder wieder in einen dünnen Schlitz gesteckt werden, im Schloss ging sie auf und konnte nur durch den richtigen Schlüssel wieder zusammen- und herausgezogen werden!


Eine wichtige Tasse

Bei diesem Stück handelt es sich um einen Fund, der 2018 südlich vom Postfrachtzentrum zu Tage kam und ganz aktuell restauriert wurde. Bisher ist die Tasse noch nicht in der Ausstellung zu sehen.
Dieses kleine Gefäß war ursprünglich etwa 11 cm hoch, wurde aus einem fein aufbereiteten Ton ohne Drehscheibe gefertigt und auf der gesamten sichtbaren Fläche verziert. Diese Verzierung ist in jeweils drei dünne Linien gegliedert, die oben von Punkten und an den Seiten sowie unten von feinen Querstrichen begleitet werden. In das eingeritzte und eingedrückte Muster wurde eine weißliche Masse eingestrichen, die in einem wunderbaren Kontrast zur dunklen Oberfläche des Tässchens steht. Es ist nicht ganz klar, ob diese Masse vor oder erst nach dem Brand des Tongefäßes eingebracht wurde. Die Tasse ist nur zur Hälfte erhalten und ging wohl bereits während ihrer Nutzung zu Bruch. Lediglich ein Teil geriet in die Verfüllung einer Grube. Doch das Besondere an diesem Stück ist, dass es zum ersten Mal sicher die Besiedlung während der mittleren Bronzezeit (1700-1200 v. Chr.) in Aschheim belegt. Es wurde innerhalb eines Hausgrundrisses gefunden, den die Archäologen ohne diesen Fund eher in die ältere Frühbronzezeit datiert hätten. Doch immer wieder gibt es neue Erkenntnisse!


Almandinscheibenfibel

Bei diesem Schmuckstück handelt es sich um eine so genannte Scheibenfibel. Das ist eine Gewandspange, deren Verschluss nach dem Prinzip einer Sicherheitsnadel funktioniert, wobei dieser Verschluss unter einer großen, verzierten Platte versteckt ist. Wie bei einer heutigen Brosche. Diese Scheibenfibel fand sich 1998 in einem Frauengrab der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts des frühmittelalterlichen Gräberfeldes am Aschheimer Bajuwarenring. Das Silber ihrer Platte war wohl etwas dünn und die Erde, in der sie 1600 Jahre lang lag hat ebenfalls an ihr gearbeitet – weshalb Sie nicht mehr ganz vollständig erhalten ist. Doch auf diese Weise sieht man ihr Konstruktionsprinzip sehr schön: Die Nadel ist auf einer silbernen Grundplatte befestigt, auf diese Platte hat der Goldschmied das Stegwerk aus Silber aufgelötet. So entstanden die kleinen Kammern für die Steine. Diese wurden zunächst mit einer Kittmasse aufgefüllt, darauf legte er eine dünne, strukturierte Goldfolie, auf die dann die roten Steine eingepasst wurden. Durch die Goldfolie darunter erhalten die roten Steine – Almandine aus Nordindien – ihr lebendiges Leuchten.


Keltischer Fußring

Der bronzene Ring mit offenen Enden ist ein Exemplar eines Fußringpaares. Er stammt aus einem Frauengrab, das 2008 unter dem heutigen Feuerwehrgebäude in Dornach ausgegraben wurde. Zu dem Fußringpaar trug die keltische Dame aus der Zeit etwa um 200 v. Chr. an den Armen zwei unterschiedliche Ringe, eine eiserne Gürtelkette und drei ebenfalls bronzene Fibeln, die ihr Kleid verschlossen. Das war damals eine übliche Kleidungsausstattung einer gehobenen Dame der keltischen Gesellschaft.
Derartige Fußringe mit mehr oder weniger dicken Buckeln waren in dieser Zeit sehr beliebt. Die Buckel wurden ab einer gewissen Größe hohl gearbeitet, wohl um Material zu sparen und die Ringe nicht zu schwer zu machen. In einigen Fällen – so auch bei unserem Exemplar – füllte man die Hohlstellen mit feinem Ton, den man innen sauber abstrich. Vermutlich diente das dem Tragekomfort, damit die Ringe angenehm am Fußgelenk saßen. Dennoch dürften sie wohl manchmal etwas hinderlich gewesen sein. Abnutzungsspuren an einer Außenseite zeigen, dass die Ringe beim Tragen wohl öfter aneinander stießen. Mit etwa 7 cm Innendurchmesser wurde der bronzene Fußring von einer eher zierlichen Dame getragen, die als Erwachsene verstarb. Wie alt sie genau wurde ist uns leider noch nicht bekannt.


Ein Mühlstein in Teilen

Seit der Mensch Getreide anbaut, hat er es auch zermahlen. Die ersten Mahlgeräte bestanden dabei aus einem größeren, flachen Stein der auf dem Boden lag und einem kleineren, handlichen Stein, den man über die Mahlfläche führte. Zwischen den Steinen wurde das Getreide gequetscht und zermahlen. Eine sehr viel effektivere Methode wurde in Süddeutschland erstmals durch die Kelten eingeführt: übereinander liegende, runde Mühlsteine. Indem man den oberen Stein über den unteren drehte konnte man mit sehr viel weniger Aufwand sehr viel mehr Getreide mahlen.
Ein großes Stück eines solchen Mühlsteins wurde 2011 in der Trasse der Alpenstraße in den obersten Schichten einer Brunnenverfüllung gefunden. Der Brunnen wurde in keltischer Zeit, wohl im 6. Jahrhundert v. Chr. angelegt. Erst im 7. Jahrhundert n. Chr. dürfte die oberste Verfüllung des wohl noch als flache Grube vorhandenen Brunnenschachtes verfüllt worden sein. Dort hinein geriet eine Hälfte eines abgenutzten, zerbrochenen Mühlsteins. Im Sommer 2018 fand sich nun ca. 100m südöstlich der Fundstelle, an der Radebergerstraße ein weiteres Stück Mühlstein – wiederrum in der oberen Verfüllschicht eines Brunnens. Der Stein war deutlich gerötet, vielleicht im Feuer gelegen, aber ansonsten wirkte er sehr vertraut. Und siehe da – die Stücke passen zusammen! Wer weiß, wenn die Ausgrabungen auf dem benachbarten Feld weitergehen, findet sich vielleicht auch das fehlende Viertel noch.


Erbstück oder Fundstück?

Bei dem heutigen Fundstück handelt es sich um eine so genannte Zwiebelknopffibel aus vergoldeter Bronze. Das ist eine Gewandspange, die nach der Form der an Zwiebeln erinnernden Knopfenden ihren Namen bekam. Normalerweise besitzt sie immer drei solcher Enden, doch in unserem Fall ist der Zwiebelknopf an der Spitze verloren gegangen, man sieht lediglich das Loch, in dem er ursprünglich eingezapft war. Dabei handelt es sich um eine römische Fibelform der zweiten Hälfte des 4. – frühen 5. Jahrhunderts, die Soldaten oder anderen Amtsträgern der römischen Militär- oder auch Zivilverwaltung verliehen wurde. Doch fand sich diese Fibel keineswegs im Bereich einer römischen Fundstelle, sondern in einem Kindergrab aus dem frühen 6. Jahrhundert, das im Jahr 2001 nahe des Wasserturms in Aschheim gefunden worden war. Damit gilt sie als Altstück – aber was heißt das eigentlich? Wie kam ein Knabe im 6. Jahrhundert an eine 100-150 Jahre alte Gewandspange? Im Grunde sind zwei Szenarien denkbar: entweder er hat sie geerbt oder sie wurde gefunden. Leider klafft genau für die Zeit zwischen der 2. Hälfte des 4. Jahrhunderts und der Zeit um 500 eine Fundlücke hier in Aschheim – wir wissen also nicht, ob in dieser Zeit überhaupt jemand hier siedelte. Falls es sich also um ein Erbstück handelte, dürfte die Familie des Knaben dieses von woanders mitgebracht haben. Doch gut möglich, dass der Knabe die Fibel auch auf dem Acker fand. Im Sommer 2018 wurden Gräber aus der Mitte des 4. Jahrhunderts freigelegt - zu dieser Zeit lebten hier noch Angehörige des Römischen Reichs.


Eine verzierte Gewandnadel

Sie war und ist ein echtes Schmuckstück – diese stark verzierte bronzene Nadel. Es handelt sich dabei um eine sogenannte Lochhalsnadel mit Petschaftkopf aus dem Beginn der mittleren Bronzezeit, also der Zeit ca. um 1600-1500 v. Chr. Damals kannte man noch keine Fibeln (Gewandspangen), so verschlossen Frauen, die sich eine solche Nadel leisten konnten ihr Oberkleid mithilfe einer Nadel. Um das Farbenspiel zwischen Stoff und ursprünglich golden glänzender Bronzenadel möglichst effektvoll einsetzen zu können war der Nadelschaft gewellt. So konnte die Nadel mehrfach durch den Stoff gefädelt werden und gut und sicher halten. Als weitere Sicherung gegen Verlust besaß sie im oberen Drittel ein Loch – hier war sie wohl an der Kleidung angenäht. Feine Verzierungen auf dem flachen Nadelkopf, Kreise im oberen Teil des Nadelschaftes und Profilierungen entlang des gewellten Teils der Nadel gestalten das Schmuckstück vielfältig. Das Grab der Frau, aus dem sie stammt, war innerhalb eines Kreisgrabens angelegt worden, der einen Grabhügel einfasste. Dieses Grab wurde im Sommer 2018 im Bereich der Erweiterung des Bauma-Parkplatzes ausgegraben. Für Aschheim ist diese Nadel ein besonderer Gewinn, denn bislang waren keine sicher in die mittlere Bronzezeit datierenden Funde bekannt. Mit der Nadel und ein paar anderen Hinweisen wird nun klar, dass der Aschheimer Raum in der Bronzezeit durchgehend besiedelt war.


Ein Anhänger mit Münzabdruck

In gut ausgestatteten Frauengräbern des frühen Mittelalters (5.-8. Jahrhundert) finden sich immer wieder römische, ostgotische oder auch byzantinische Münzen, die, gelocht oder geöst, als Schmuck getragen wurden. In einigen Fällen arbeitet man dafür gar keine Münze um, sondern prägte ostgotische oder byzantinische Münzbilder lediglich einseitig als Abdruck in Goldanhänger. So auch im hier gezeigten Exemplar eines Anhängers aus einem Frauengrab des Aschheimer Gräberfeldes am Bajuwarenring. Der Anhänger zeigt die Vorderseite eines byzantinischen Solidus – der damals gängigen Goldmünze von 4,5 Gramm Gewicht – aus der Zeit zwischen 527-565 n. Chr. mit dem Kaiserportrait von Justinian I. Der Kaiser wird mit Diadem auf dem Kopf und reich verziertem Obergewand dargestellt. Um das Bildnis herum verläuft die Inschrift: D N JUSTINIANUS P P AUG. DN steht für lateinisch Dominus Noster (unser Herr) und ist eine Ehrenformel für den Kaiser, ebenso wie das PP = Per petuus (fortwährend) und AUG = Augustus (der Erhabene – ist die römische Bezeichnung für den Kaiser). Dadurch wird deutlich gemacht, wessen Bild hier dargestellt ist und auch wer für den Wert der Münze birgt. Als Münzabdruck steht aber wohl eine andere Bedeutung im Vordergrund – die Verehrung des christlich byzantinischen Kaisers. Ob dies allerdings bereits im Zusammenhang mit einem christlichen Glauben der Trägerin verstanden werden kann ist unsicher. Schmuck dieser Art war im späten 6. und frühen 7. Jahrhundert sehr beliebt und weit verbreitet, weshalb es auch möglich ist, dass sie Dame lediglich einer Mode gefolgt ist.


Ein besonderes Bügelfibelpaar

Bügelfibeln sind Gewandschließen des frühen Mittelalters und waren etwa vom 5. bis frühen 7. Jahrhundert in Mode. Die Vorderseiten dieser Schließen bestehen aus zwei flacheren Zierflächen, die mit einem Bügel verbunden sind, daher der Name „Bügelfibel“.
Dieses Paar stammt aus dem Grab eines Mädchens, das bereits im Alter zwischen 7 und 11 Jahren verstarb und auf dem großen Gräberfeld beerdigt wurde, das zwischen 1997 und 1998 am heutigen Aschheimer Bajuwarenring ausgegraben worden war. Für das frühe 6. Jahrhundert typisch lagen die Fibeln nicht an der Hüfte oder parallel zu den Oberschenkeln, sondern im Bauchbereich. Hier dienten sie entweder dem Verschluss eines Überkleides oder auch einer gürtelähnlichen Scherpe. Die Fibeln sind aus Silber gegossen und feuervergoldet. Die feinen schwarzen Dreiecke am Rand führte der Feinschmied in aufwendiger Niello-Technik aus. Hierbei wird ein Metallpulver hergestellt, in die Vertiefungen des Metalls gerieben und über Feuer eingeschmolzen. Solch aufwendige Schmuckstücke trug nicht jede Frau im damaligen Aschheim und schon gar nicht jede so junge Frau. Unsere Dame dürfte daher einer wohlhabenden Familie entstammen, die darauf achtete, dass auch im Tod der Status der Verstorbenen deutlich wird. Die Gestaltung der Fibel mit einem Widder-ähnlichem Tierkopfende und der vorderen Platte mit den beiden Durchbrüchen auf den Seiten verweist auf eine eher östliche Formtradition, die in ähnlicher Weise auch in Mitteldeutschland zu finden ist. Da derartige Stücke inzwischen aber auch in Süddeutschland recht häufig vorkommen ist man heute mit der Bezeichnung „thüringische Fibel“ etwas vorsichtiger geworden. Denn wo die Werkstätten für derartige Schmuckstücke sich befanden weiß man leider nicht.